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European Association
of American Square Dancing Clubs e.V.

 
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EAASDC-Bulletin März 2011

Square Dance Historie

Die Geschichte des Square Dance
Old Time Square Dancing

Nachdruck aus EAASDC Bulletin Februar 1983

Die Vorläufer des modernen Square Dance sind in Amerika besser bekannt als "Old Heritage and Barn Dances". Im europäischen Raum sind sie noch weitgehend unbekannt und deshalb soll mit dem folgenden Artikel versucht werden, die historischen Aspekte zu beleuchten.

Der moderne Square Dance, wie wir ihn heute kennen, ist nichts anderes als eine Mischung von europäischen Tänzen, wie sie bereits von den ersten Einwanderern nach Amerika gebracht wurden. Den größten Einfluss hierbei übten "The English Country Dance" und "The French Quadrille" aus. Die früheste Aufzeichnung über diese Tatsache findet man in dem Buch "English Dancing Master" von J. Playford aus dem Jahre 1651.

"The English Country Dance" ist sehr wahrscheinlich aus "Moriskentänzen" entstanden, wie sie bis ins späte 16. Jahrhundert in englischen Kirchen getanzt wurden. Diese Tänze wurden von den Puritanern aus dem kirchlichen Leben verbannt. Sie wurden jedoch von den Pilgrims mit nach Amerika gebracht. Die Pilgrims tanzten in langen Reihen, aus denen später die "Longways" und "Contras" entstanden. Für die Begleitmusik sorgte meist nur eine einzige Flöte.

Die französische Quadrille kam erst am Anfang des 18. Jahrhunderts auf. Mit ihr wurden der "Cotillon" -eine Art Petticoat- und die Formation des Squares mit 4 Paaren, die miteinander tanzten, eingeführt.

Durch die Monotonie -es gab nur einige Figuren, die sich in jedem Tanz ständig wiederholten- war die Quadrille, auf welche die Bezeichnung "Cotillon" ebenfalls übergegangen war, zum Tode verurteilt. Sie verschwand für ein halbes Jahrhundert aus den amerikanischen Tanzhallen. Als sie dann als "The Great Quadrille" wiedergeboren wurde, war von ihr argeblieben
Getanzt wurde zunächst noch nach englischen und schottischen Melodien. Doch auch diese wurden bald abgelöst durch halbklassische Tanzmusik und speziell für diese "Quadrilles" komponierte Melodien.

Wir befinden uns jetzt etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ab diesem Zeitpunkt kann man bereits von "Olde Tyme Square Dance" sprechen. "The Great Quadrille" konnte nicht mehr auf Dorfwiesen getanzt werden, denn die Kleider der Damen waren über Reifen gerüscht und gebauscht, was ihnen das Aussehen von großen wandelnden Lampenschirmen verlieh. Die Männer trugen enge Hosen, Hemden mit Leinenrüschen und modische Westen. Man tanzte in riesigen Tanzhallen (ballrooms), die von Hunderten von Kerzen in Kristalllüstern beleuchtet wurden. Und zum ersten Mal in der Geschichte des Square Dance gab es einen "Prompter" welcher die Figuren ansagte. Die Musik hierzu wurde von einigen wenigen Musikern gemacht, welche sich mit ihren Saiten- und Holzblasinstrumenten auf einem Podium befanden.

Zur gleichen Zeit entwickelte sich allmählich auch der "Couple Dance" (später Round-Dance) zu Walzer- und Polkamelodien. Getanzt wurde damals wie heute paarweise mit gleichen Schritten zum selben Takt in einheitlicher Richtung.

Doch zurück zum Square Dance. Mit der Erschließung des "wilden" Westens war es den Pionieren nicht mehr möglich, in den vom Osten her gewohnten "Ballrooms" zu tanzen. Deshalb ging die Entwicklung von da an wieder getrennte Wege. Im Osten blieb, bis auf Kleinigkeiten, alles beim Alten. Der "New England Country Dance" entstand, aus dem sich später der "Eastern Square Dance" entwickelte. Im Westen hingegen führte die Entwicklung bis zum "Appalachian Mountain Dance" [Anmerkung Editor: die Appalachen, die ich besucht habe, lagen im Osten…. aber ich wollte den Text nicht ändern] und später zum "Western Square Dance". Die Kleidung wurde einfacher; mehr dem Leben im Westen angepasst. Meist tanzte man in der Sonntagskleidung, mit der man auch den Gottesdienst besuchte. Spezielle Tanzhallen gab es kaum.

Die Tänze wurden hauptsächlich in Scheunen (barns) abgehalten. Der "Barn Dance" war geboren. Jede Möglichkeit, einen Tanz zu veranstalten, wurde dankbar ausgenutzt, denn diese Veranstaltungen boten zugleich die seltene Gelegenheit, auch entfernt wohnende Nachbarn zu treffen.

Zu der getrennten Entwicklung von Eastern und Western Square Dance kam, dass bald jeder Landstrich seine eigenen Figuren und seinen eigenen Stil hervorbrachte. Dabei blieb es auch, bis im Jahre 1923 Henry Ford den Caller Benjamin B. Lovett nach Dearborn, Michigan holte, für ihn die Lovett Hall bauen ließ und mit seinem Buch "Good Morning" 1926 den "Old Fashioned Square Dance" nach 25 Jahren der Dekadenz wieder zum Leben erweckte.

In den darauffolgenden Jahren versuchten viele bekannte Männer, unter ihnen Lloyd Shaw, Ed Durlacher und Richard Kraus die Square Dance Figuren zu vereinheitlichen und niederzuschreiben - der moderne Square Dance war entstanden.

Zum Abschluss noch ein paar Worte über die "Old Style" Aktivitäten in München. Unabhängig von jeglichen Clubs entstand mit 12 Tänzern eine Interessengemeinschaft, welche sich mit den amerikanischen Tänzen des letzen Jahrhunderts beschäftigt. Ich versuche ein bis zweimal im Monat diese Tänze zu lehren und dabei selbst zu lernen. Das hierfür notwendige Material ist außerordentlich schwer zu erhalten und sowohl Tänzer als auch Caller müssen sich ihr Programm mühsam erarbeiten. "Old Tyme Square Dancing" ist demnach eine Sache von Idealisten, denn in den Kostümen und im Programm stecken viel Arbeit, Zeit und Geld, welche auch durch Demos nicht abgedeckt werden können. Trotz alledem haben die Beteiligten ihren Spaß daran und "fun" zu haben ist ja eine Grundregel des Square Dance.

Bibliograph:
Hoedown Heritage by Martin Rossoff (American Squaredance Magazine 1977)
The Story of Square Dancing by Dorothy Shaw (Sets in Order 1967)

Editor: der Autor wird im originalen Artikel nicht genannt, aber der Text ist handschriftlich unterzeichnet mit “Karl Kohl jun.” oder so ähnlich.

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