Square Dance ist (nicht) das halbe Leben!
Manfred Müller, Emden, Hot Shoes Aurich Ich weiß nicht, ob ihr an euch die gleichen Beobachtungen gemacht habt, die mich schon seit einiger Zeit zum Nachdenken anregen über die Frage: Warum tue ich das alles? Ich meine alles, was so mit dem Square Dance zusammenhängt. Denkvorgänge produzieren bekanntlich zunächst Fragen und dann, in den meisten Fällen jedenfalls, auch Aussagen und Antworten. Und da ich mir nicht vorstellen kann, dass wir alle ein so schönes gemeinsames Hobby betreiben ohne zu fragen, warum wir das eigentlich tun, will ich einmal am eigenen Beispiel versuchen, möglicherweise eine für uns alle gültige oder wenigstens in Teilen zutreffende Antwort zu finden. Da gibt es einen Veranstaltungskalender, der dir sagt, dass heute Abend wieder Square Dancing im Rahmen des wöchentlichen Clubabends zum Mitmachen angeboten wird. Und dann bemerkst du diese ungewollte, aber irgendwie kribbelnde Unruhe schon Stunden vor dem Ereignis, so etwas wie eine freudige Hochstimmung, die so angeblich wichtige Überlegungen auslöst wie: Was ziehe ich heute an? Soll ich mich noch duschen oder mir die Haare waschen? Soll ich jemanden mitnehmen? Ist der Wagen aufgetankt? Mit wem habe ich schon lange nicht mehr getanzt, so dass ich ihn/sie den anderen einmal vorziehen sollte? Kommen eventuell Gäste, mit denen ich mich schon einmal in einem Square getroffen habe? Und dann sind sie plötzlich alle da, deine Freunde im Club und die erwarteten Gäste, alle aufrichtig erfreut, dich zu sehen, was sie mit einem von Freude getragenen Lächeln und mit mehr oder weniger intensiven Umarmungen, gelegentlich auch mit einem vorsichtig angedeuteten Wangenküsschen zum Ausdruck bringen, obwohl man sich erst vor zwei Tagen gesehen hatte. Dann werden die Gäste ebenso herzlich begrüßt und natürlich auch der Caller - vorzugsweise von Damen -, unser Garantieschein für einen stets gelungenen Clubabend. Man zieht sich schnell um, um festzustellen, dass man eigentlich etwas anderes hätte anziehen können, begutachtet mit großem Interesse noch einige Modeneuheiten, vor allem bei den Damen, und dann stehst du schon im Square, in diesem Tanzkreis, um nach mitreißender Musik und nach Figurenfolgen, die du irgendwann einmal hast lernen müssen, am Ende eines Tanzes (Tips) wieder auf dem Platz zu landen, an dem du den Tanz begonnen hast. Zwischendurch hast du deinen Tanzpartner, deinen Corner und auch die anderen Tänzer gegrüßt, hast mehrfach Kontakt mit den Händen, vielleicht auch mit den Knien oder mit den Füßen deiner Mittänzer gehabt, mit mehr oder weniger Druck (Zuneigung?) auf die Taille deiner Tanzpartnerin versucht, Führungswillen und überlegene Tanzkunst zu zeigen, dir ein Lächeln, nur selten kritische Missachtung eingefangen und irgendwie dabei gespürt, dass du dich in einem Kreis von Menschen und mit diesen bewegst, die alle von der gleichen positiven Grundstimmung getragen werden. Es ist wie in einem Orchester, dessen Klang durch das Können seiner Mitglieder und durch die filigrane Abstimmung ihrer Instrumente bestimmt wird. Und du freust dich über das Ergebnis und über die Tatsache, daran mitgewirkt zu haben. Der Tanz ist aus, du bedankst dich bei deinen Mittänzern und bei deinem Caller und freust dich auf eine kurze Pause als angenehme Gelegenheit nicht nur zur Erholung, sondern auch, miteinander über Dinge zu sprechen, die mit Square Dancing nichts zu tun haben. Dabei kannst du vielleicht auch einmal eine Hilfestellung oder auch einen Rat anbieten oder ganz einfach den anderen spüren lassen, wie sympathisch er/sie dir ist, bevor dich der Caller schon wieder auf die Tanzfläche ruft, um dir diese Lebensfreude stiftende Kraft des Tanzes im Gleichklang mit der Musik zu vermitteln, die die Sorgen des Alltags verwischt und für ein paar Stunden Geist und Körper in eine wohltuend befreiende Unruhe versetzt. Und dann, am Ende des Clubabends, vielleicht noch nach einer harmonischen Afterparty, fährst du wieder nach Hause und du fragst dich nicht mehr, warum du das eigentlich alles machst. Du hast sie in dir, du spürst sie, die Antwort, das Ergebnis deines Tuns, und deshalb freust du dich, wie ich und viele andere im Club, jedes Mal auf den nächsten Clubabend. Genehmigter Abdruck aus der Festschrift" 10 Jahre ,Hot Shoes', Aurich" |